ATHEN - Wegen Übelkeit
und Erbrechen kamen ein 68-jähriger Mann und sein 28-jähriger Sohn in die Notaufnahme. In den EKGs der Männer zeigte sich ein kompletter AV-Block bei Vorhofflattern. Auslöser war das Frühstück.
Die Patienten hatten seit drei Tagen morgens größere Mengen Honig aus der türkischen Schwarzmeer-region verzehrt. Damit assoziierten die Kollegen sofort die Gefahr einer Vergiftung mit Grayanotoxin. Dieses Neurotoxin kann in Honig enthalten sein, wenn die Bienen sich am Nektar von Rhododendron ponticum bzw. luteum bedient haben, berichtete Dr. UGUR TÜRK vom Central Hospital in Izmir.
Grayanotoxin verlängert die Depolarisation und kann zu Brachykardie, peripherer Vasodilatation und Hypotension führen. Die süße Frühstücksspeise der Männer wurdeanalysiert. Tatsächlich fanden sich darin Pollen der genannten Rhododendronspezies. Die Symptome der Vergiftung sind nach 24 Stunden in der Regel verschwunden. In leichten Fällen kommt es zu Schwindel, Schwäche, Schwitzen, Hypersalivation, Parästhesien, Übelkeit und Erbrechen. Bei schwerer Intoxikation können Synkopen, Krämpfe, ein kompletter AV-Block und sogar tödliche Tachyarrhythmien auftreten. Behandelt wird mit Atropin und Muskarinrezeptor-Antagonisten, in schweren Fällen ggf. mit Vasopressoren und evtl. sogar einem passageren Schrittmacher. Aufgrund des weltweiten Handels kann heute jeder Arzt mit einer TollhonigVergiftung konfrontiert werden, warnte der Kollege. Wer Honig aus der Türkei kauft, sollte zunächst nur eine kleine Menge verzehren und einige Tage abwarten, ob Nebenwirkungen auftreten.
EHRA-Kongress (European Heart Rhythm Association)